Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: Was wir werden.

Tribun. "Volksheld". "Idol". "Vorbild".

Sie geben kraft ihres Amtes, ihres Status oder ihrer Persönlichkeit dem Gefolge Orientierungen, Legitimationen, Beispiele, Erlaubnisse und Bewertungshilfen. In der Regel halten sich die Personen "das Volk vom Leibe" bzw. beschränken die unmittelbaren Kontakt auf das unvermeidliche "Bad in der Menge" zu besonderen Anlässen. Meistens sind es nur ausgesuchte und besonders verlesene "Gäste" (Bürger).

Die Personen "strahlen Volksnähe aus": Die Art und Weise ihres (öffentlichen) Verhaltens lässt das Gefolge viele und einfache Vergleiche mit sich selbst zu. Mit Symbolen, Devotionalien, Gesten und Verhaltensmustern wird die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft inszeniert, ausgelebt und nach außen sichtbar gemacht. Die Mittel dienen auch der Abgrenzung, mitunter auch der Diskriminierung von allen Anderen, die nicht dazugehören (wollen, sollen, dürfen, müssen).

Die Wertschätzung der Tribunen lässt sich leicht an der Art und Weise verfolgen, gestalten und beobachten, wie mit den "Fahnen, Logos, Symbolen und Kennzeichen" umgegangen wird.

Die Personen stehen in der Regel für wenig Konkretes. "Alles findet in den Köpfen (des Gefolges) statt". Bevorzugt werden "große Ziele", "große Namen", "hohe Werte", "Glaubenssätze" und Überzeugungen. Ändert sich die Laune (des Gefolges), folgt es einem anderen Idol.

Ein Tribun ist nicht belastbar für etwas, was über die Pflege seines Klientel (Gefolges) hinausgeht. Er mutet seinem Klientel in der Regel nichts Unangenehmes zu, sondern zeigt sich immer als "ihr Mann", "ihre Frau" (für Alles, "für's Grobe", "für's Besondere", "für's Außergewöhnliche"). Mitunter wird er zum Strohmann für die tatsächlich Mächtigen, die ihn gezielt einsetzen und steuern.